»Viele wollen nicht im Kreis sitzen und Tee trinken«

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SCM Bundes-Verlag (Schweiz), 22.06.2018

»Viele wollen nicht im Kreis sitzen und Tee trinken«

Neuer Schwung für Kleingruppen
Die Kirche im Pott in Bochum setzt auf ein Hauskreis-Konzept, das die Menschen in ihrer Leidenschaft abholt: Gruppen können ihr Hobby während zwölf Wochen zum Thema machen und sind zusammen unterwegs, um geistlich zu wachsen.

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Familygroup der Kirche im Pott

 

Vor gut einem Jahr hat die Kirche im Pott in Bochum das sogenannte «Trimester» gestartet: Zwölf Wochen lang sind Gruppen zu einem bestimmten Thema oder Hobby unterwegs. Es gibt zum Beispiel eine Longboard- und eine Playstation-Gruppe. Auf der Webseite der Gemeinde heisst es: «Ob Joggen, Bowling oder Bibelstudium – mach aus dem, was Du jetzt bereits gerne tust, eine Familygroup. Natürlich sollen dabei Gott und Beziehung immer im Zentrum stehen.» Bereichsleiter Markus Bräuer sagte dazu gegenüber dem HauskreisMagazin: «Playstationspielen ist voll okay! Aber drei Sachen sollten in Familygroups immer vorkommen: Gemeinschaft, Gebet und geistliches Wachstum.»

Das HauskreisMagazin hat bei Pastor Renke Bohlen nachgefragt, welche Erfahrungen man bisher mit diesem Kleingruppen-Modell gemacht hat.

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Renke Bohlen ist leitender Pastor der Kirche im Pott.

 

Wo seid ihr als Kirche auf das Konzept gestossen?
Renke Bohlen: Bei einer Konferenz in Nürnberg hat der Leiter der Church of the Highland erzählt, dass sein Vater, der nie in einen Hauskreis gegangen ist, eine Motorradgruppe aufgemacht hat. Dort hat der Vater seine besten Kumpels kennengelernt und sie haben sich auch noch geistlich stärken können. Da dachte der Sohn: Boah, das will ich auch! Und das dachte ich mir auch. Ich kenne so viele unterschiedliche Menschen in unserer Kirche, die nicht im Kreis sitzen und Tee trinken wollen. Das ist für die nichts. Da wünsche ich mir, dass wir Gruppen bilden, auf die die Leute echt Bock haben – zum Beispiel eine Motorrad oder Angel-Gruppe. Wir sammeln uns dabei um ein gemeinsames Interesse – das ist aber nicht der Kern! –, sondern, dass wir uns geistlich fördern und füreinander da sind!

Kann jeder die Leitung einer solchen Gruppe übernehmen?
Ja, genau. Wir geben ganz viel Vertrauen in die Kirche hinein. Wir hoffen, dass Leute sagen: «Ich habe momentan Bock, an diesem Thema zu arbeiten und vielleicht gibt es andere, die sich mir anschliessen möchten!»

Was hat Sie an dem Konzept im Vergleich zu vielleicht eher klassischen Hauskreisen angesprochen, die über einen langen Zeitraum hinweg laufen?
Ich muss sagen, am Anfang war ich extrem skeptisch. Ich bin jahrelang leidenschaftlicher Jugendpastor gewesen und habe Kleingruppen begleitet, wo über drei, vier Jahren enge Verbindungen untereinander entstanden sind. Ich habe das geliebt! Das war auch mein Traum für die Kirche im Pott anfangs. Aber ich musste einsehen, dass eine Jugendgruppe in der Kleinstadt nicht mit einer Gesellschaft im Ballungsgebiet wie dem Ruhrgebiet zu vergleichen ist. Die Interessen der Menschen hier sind extrem verschieden und die Gruppen sind sehr dynamisch. Bei zwölf Wochen hat man nichts zu verlieren. Die Leute können es einfach ausprobieren. Auch wenn man nicht weiss, wo man in einem halben Jahr vielleicht wohnen wird, kann starten. Und man bekommt die Möglichkeit, Verantwortung und Mitarbeit auszutesten.

Können in einem kurzen Zeitraum überhaupt enge Verbindungen entstehen?
Wenn die Leute Bock haben, nach den drei Monate zusammen weiterzumachen, können sie das natürlich tun! Wir ermuntern dazu, die Pausen zwischen den Trimestern zu nutzen, aber in diesem Zeitraum wird es dann keine Begleitung unsererseits geben.

Was versprechen Sie sich langfristig von diesen «Familygroups»?
Dass Freundschaften entstehen und Menschen geistlich zusammenwachsen. Ich kann als Pastor nicht mehr alle in der Kirche kennen, aber ich möchte, dass jeder von jemandem gekannt wird. Mein Wunsch ist, dass sich Gruppen auf lange Sicht zusammentun und sagen: Wir hatten so eine gute Zeit zusammen, wir bleiben zusammen! Und vor allem, dass sie geistliche Erlebnisse haben.

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Cover einer Ausgabe des «HauskreisMagazin»

 

Dieser Artikel erschien im HauskreisMagazin. Jetzt kostenlos testen

 

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