»Eine Kirche ohne Evangelisation hat Herzrhythmusstörungen«

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»Eine Kirche ohne Evangelisation hat Herzrhythmusstörungen«

28.06.2016

Professor spricht Klartext
«Mission» ist für viele ein rotes Tuch, insbesondere in der reformierten Landeskirche. Ausgehend von einem Vortrag an den Studientagen «Glaube und Gesellschaft» in Freiburg erklärt Prof. Dr. Ralph Kunz (Zürich), warum das so ist – und warum auf Mission auf keinen Fall verzichtet werden kann.

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Ralph Kunz

In der Sendung «Kirche und Gesellschaft» vom 22. Juni 2016 bei «Radio Life Channel» spricht Kunz Klartext. Zunächst definiert er den viel strapazierten Begriff «Mission»: «Mission hat auch Coca-Cola und VW. Die Mission der Kirche wird ganz speziell durch Evangelisation qualifiziert.» Die Evangelisation sei also der Inhalt der Mission der Kirche, und Evangelisation wird von Kunz ganz einfach definiert als «den Menschen sagen, dass sie Hoffnung für ihr Leben finden können.»

Verpönter Begriff – aber eigentlich riesige Chance

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Evangelisationsteam spricht mit einem Mann an der Gay Pride.

Mission ist mittlerweile in der Schweiz ein verpönter Begriff geworden, so Radio Life Channel – so habe es im Kanton St.Gallen kürzlich Aufregung gegeben, weil eine Frau Schulkinder «missioniert» habe. Prof Kunz dazu: «Das schlechte Image der Evangelisation und auch der Mission hat Gründe, ich kann das nachvollziehen. Aber hinter all dem steckt etwas vom Schönsten, was es überhaupt gibt: nämlich, dass Menschen einander helfen, mit Gott in Kontakt zu kommen.»

Freikirchen in der Schweiz probieren auf breiter Front, Menschen mit Gott in Kontakt zu bringen. Bei der reformierten Kirche sei man da eher zurückhaltend – beziehungsweise, man habe andere Formen der Kommunikation, so die Sendung. Das habe mit der Geschichte, der Kultur und der Situation der Landeskirche zu tun. Kunz: «Landeskirchen sind öffentlich-rechtlich anerkannte Kirchen, die Dienste erbringen müssen, die Freikirchen nicht erbringen müssen. Das sollen sie auch tun, sie haben entsprechende Gelder.» Und er wandte sich gegen eine Pauschalkritik an den Landeskirchen: «Das sollte man nicht von vornherein kritisch ansehen, sondern genau hinschauen und die Riesenchance anerkennen, dass Kirchen heute so in der Gesellschaft agieren können.»

Der Herzschlag der Kirche

Als Mitglied der Leitung des «Zentrums für Kirchenentwicklung» an der Universität Zürich hat sich Ralph Kunz intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Er hält fest, dass man die Konzepte der Freikirchen, die dort teilweise gut funktionierten, nicht einfach 1:1 auf die Landeskirche übertragen könne. Aber eins sei klar – und hier zitiert Kunz den Theologen Eberhard Jüngel: «Mission und Evangelisation sind der Herzschlag der Kirche. Und wenn es keine Mission gibt, hat die Kirche Herzrhythmusstörungen.»

Pfr. Prof. Dr. Ralph Kunz ist seit 2004 Ordinarius für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Gottesdienst und Seelsorge an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich.

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