Sie investieren ihr Leben, damit andere frei werden

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Sie investieren ihr Leben, damit andere frei werden

03.05.2017

Für Menschen in Krisen
Die Arbeit von El Rafa ist in den vergangenen Jahren auf vier Standorte gewachsen. Doch die Geschichte begann schon viel früher. Seit drei Jahrzehnten setzen sich Paul und Hanni Stettler mit unermüdlichem Einsatz für Menschen in Lebenskrisen ein.

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Paul und Hanni Stettler

El Rafa, eine Arbeit für Menschen in Lebenskrisen, erweiterte sich in den letzten Jahren auf vier Standorte. Neben dem bekannten Ausflugsrestaurant «Chuderhüsi» und der Quelle Aeschau gehören die Häuser in Schwendibach und Erlenbach dazu. Zentrale Personen von El Rafa sind Paul und Hanni Stettler, die über Jahrzehnte hinweg unter grossen persönlichen Opfern Einsatz geleistet haben.

Wie alles begann

«Gibt es denn wirklich niemanden, der sich für die obdachlosen Drogensüchtigen Amsterdams einsetzt?» Verzweifelt, ja, beinahe zornig wandte sich der jugendliche Paul Stettler mit diesen Worten an Gott. Gegen 100 Telefonanrufe hatte er bereits gemacht und dabei einfach niemanden gefunden, der ihm hätte helfen können. Er hatte sich so gewünscht, dem Mann zu helfen, den er in einem Park Amsterdams kennengelernt hatte. Doch niemand wollte ihn aufnehmen oder unterstützen – wirklich niemand.

Dann vernahm Paul Gottes Reden, wie er es nie für möglich gehalten hätte. Von diesem Tag an stand für ihn fest, dass er sein ganzes Leben investieren würde, damit Menschen von Drogen frei werden konnten.

Die Arbeit El Rafa entsteht
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El Rafa

Die Berufung, welche Paul Stettler in Amsterdam empfing, liegt inzwischen Jahrzehnte zurück. Mit seiner Frau Hanni unternahm er erste Gehversuche. Doch zunächst war Scheitern angesagt. Erst als sie sich mit einem anderen Ehepaar zusammenschlossen, hatten sie die Kraft, eine solche Arbeit auch wirklich langfristig tragen zu können. Im Jahr 1987 startete in Obergoldbach die Arbeit «El Rafa». Hunderte von Menschen haben sie seither begleitet und Gottes verändernde Kraft immer wieder miterlebt.

Ein steiniger Weg

Die Arbeit mit Menschen, die im Leben gestrandet sind, ist herausfordernd. Doch Stettlers haben sich ihrem Auftrag ganz hingegeben. Als Hauseltern des El Rafa in Schwendibach pflegen sie eine familiäre Gemeinschaft. Obwohl sie eine eigene Wohnung haben, sind sie fast jederzeit verfügbar. Sie verzichten auf einen grossen Teil der in der Schweiz üblichen Privatsphäre. Stattdessen investieren sie in familiäre Gemeinschaft, die sich oftmals als unharmonisch und extrem kräfteraubend entpuppt.

Hanni war schon öfters von Mutlosigkeit erfüllt. «Oft kam mir der Gedanke, wir könnten es besser haben ohne diese Arbeit. Aber nie waren Paul und ich gemeinsam mutlos. Immer konnten wir uns wieder auf unser Ziel ausrichten.»

Wenn viel Kraft und Anteilnahme in einen Menschen investiert wird, der das Haus schliesslich fluchend und schimpfend verlässt, ist dies sehr frustrierend. Trotzdem stand für Paul und Hanni das «Ja» zu diesem Auftrag nie ernsthaft in Frage. Es ist Gottes Wille, dieser Aufgabe nachzukommen und sie erlebten auch immer wieder, wie ihr himmlischer Vater ihnen die nötige Kraft zum Weitermachen schenkte.

Menschen brauchen eine Familie

El Rafa versteht sich primär als eine familiäre Lebensgemeinschaft. Dies ist Stettlers viel wichtiger als eine professionelle therapeutische Tätigkeit.

Paul sagt: «Wir wollen Familie sein und nicht Institution. Viele Leute, die bei uns wohnen, haben nie die Nestwärme einer Familie erfahren. Es ist unsere Aufgabe, Menschen einfach anzunehmen und ihnen Gottes Liebe nahe zu bringen. In einer lebendigen Beziehung zu Jesus steckt die grösste Kraft, um ein Menschenleben zu verändern.» Und Hanni ergänzt: «Leben teilen ist das Wichtigste. Ich bin überzeugt, dass wir das Vertrauen unserer Leute nie so stark hätten gewinnen können, wenn wir nicht wirklich mit den Leuten zusammengelebt hätten. Oft habe ich mir mehr Privatsphäre gewünscht und habe die Tage ausserhalb des Hauses sehr genossen. Rückblickend bereue ich aber keinen Augenblick, diesen Weg gewählt zu haben.»

Was Kraft zum Weitermachen gibt

Die grösste Ermutigung suchen und finden Paul und Hanni im Gebet. Bei Gott ist der Ort, wo neue Kraft empfangen wird. Für beide ist auch die Bibel eine grosse Kraftquelle. Viel Motivation erfahren sie zudem von ehemaligen Bewohnern. «Menschen, deren Leben verändert wurden, sind für uns eine sehr grosse Motivation. Es erstaunt uns aber auch, dass viele gerade dann ihre Dankbarkeit uns gegenüber ausdrücken, wenn wir Ermutigung am meisten brauchen.»

Nach vorne sehen

In wenigen Jahren werden Stettlers pensioniert – was immer dies für sie auch bedeuten mag. Es erstaunt nicht, dass jetzt immer wieder die Frage aufkommt, wie lange sie noch weitermachen werden. Paul sagt hierzu: «Wir wünschen uns, langsam in die zweite Reihe zurückstehen zu können. Wir sind sehr zuversichtlich, dass Gott zum richtigen Zeitpunkt die Möglichkeit dazu schenkt.» Auf jeden Fall wollen die beiden aber tun, was sie schon seit Jahrzehnten tun: ihr Leben Gott zur Verfügung stellen und ihm nach besten Kräften dienen.

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