Was eine Bernerin nach Haiti führt

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Was eine Bernerin nach Haiti führt

09.03.2017

Eveline Aellig
Der Wunsch, benachteiligten Menschen zur Seite zu stehen, treibt Eveline Aellig (30) seit Kindertagen an. Nach der Ausbildung zur Lehrerin steigt sie beim Hilfswerk Medair ein und fliegt schon bald nach Haiti.

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Eveline Aellig vor WFP-Helikopter

Eveline Aellig wächst als ältestes von fünf Geschwistern in Kiental im Berner Oberland auf. Ihre soziale Ader pulsiert bereits im Kindergartenalter. Eines Tages will sie etwas gegen die Ungerechtigkeit und das Elend in der Welt unternehmen, das steht für das Mädchen fest. Eveline Aellig wird Lehrerin und arbeitet vor allem mit persönlich herausgeforderten Kindern.

25-jährig steigt die sprachbegabte junge Frau als Freiwillige beim Schweizer Hilfswerk Medair in Ecublens VD ein. Sie arbeitet in den verschiedensten Bereichen, entwickelt sich zur versierten Allrounderin und besucht diverse Einsatzgebiete.

Finanzmanagerin in der Fremde
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Eveline Aellig

Offiziell ist Eveline Finanzmanagerin. Im Sommer 2015 reist sie nach Haiti und hilft mit, das seit des schweren Erdbebens 2010 laufende Hilfsprogramm abzuschliessen. Nach dem Wirbelsturm Matthew Anfang Oktober 2016 ist Eveline erneut vor Ort und zieht die Fäden im Hintergrund und kümmert sich darum, dass Geld fliesst – und damit Strom und Wasser.

Auch für die Sicherheit und das Einarbeiten nationaler und internationaler Mitarbeiter ist Eveline zuständig. Nicht weniger als neun Nationalitäten zählt ihr Team. Sprachliche und kulturelle Unterschiede sorgen da immer wieder mal für Verwirrung, aber auch für heitere Momente. Als Eveline etwa anordnet, gelochte Dokumente gebunden ins Archiv im Hauptsitz zu senden, staunt sie nicht schlecht: «Das Resultat waren zusammengerollte Blätter, umwickelt mit einer Schnur, gleich einer Flaschenpost.»

Risiko Raubüberfall

Vorsicht, Sorgfalt und Seriosität sind angesagt, wenn es um Finanzen geht. Eveline weiss: «Bewaffnete Raubüberfälle kommen vor. Gerade bei Motorradfahrern muss man aufpassen.» Reguläre Autofahrten seien aufgrund des «dynamischen Fahrstils der Kreolen» jedoch weitaus riskanter; ein Auffahrunfall beschert der Powerfrau zwei Wochen lang Nackenschmerzen.

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Notbehausung in Haiti nach dem verheerenden Wirbelsturm.

Die lassen sich aushalten, beschwichtigt Eveline – ganz im Gegenteil zum Elend und der Zerstörung, die sie sieht, als sie ein Team ins Einsatzgebiet begleiten kann. «Da waren entwurzelte Bäume, aufgebrochene Strassen, eingestürzte Hotels und Restaurants entlang der Küste –  und mittendrin Menschen in den Überresten ihrer Häuser. Unter Plastikplanen. Hunde, Hühner, Kinder, Katzen, Betagte und Menschen mit Behinderung …

Gott gibt Kraft

Halt und Hilfe, das Leid zu ertragen, findet Eveline in ihrem Glauben. Darauf angesprochen sagt sie: «Angesichts der schrecklichen, unverständlichen Dinge auf der Welt gibt es kaum tröstende Worte. Aber zu glauben, dass da ein Gott ist, der all dies sieht, es nicht gutheisst, der unsere Gebete hört, uns zur Seite steht und befähigt zu helfen – das stärkt mich und gibt mir Hoffnung.»

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Guanábana (Sauersack)

Die Palette an Speisen in Haiti ist gross und bunt. Dennoch kommt es vor, dass eine Woche lang Reis und rote Bohnen auf dem Teller landen. «Das macht mir gar nichts aus, genauso wenig wie Spaghetti zum Frühstück», sagt Eveline und lacht. Neugierig lässt sie sich auf alles ein – darunter Guanábana, auch Sauersack genannt, eine grüne, grosse, stachelige Frucht. Kommentar der Schweizerin: «Der Name passt.»

Lebenszeichen und Zahnlücken

Eveline ist dankbar, durch moderne Kommunikation mit ihren Liebsten verbunden zu sein: «Wenn ich abends erschöpft ins Bett sank und eine liebe Nachricht auf dem Natel lesen konnte oder Fotos sah von einem Familienfest und von der neuen Zahnlücke meiner Nichte – all diese Zeichen waren unbezahlbar.» Dennoch: In die Schweiz zurückzukehren, das fällt der engagierten Frau nicht leicht – auch des oft nasskalten Wetters wegen. Umso mehr geniesst sie es, nach Feierabend im warmen Hallenbad in Lausanne abzutauchen – dann schliesst sie die Augen und wähnt sich im türkisblauen Wasser der Karibik.

Basierend auf christlichen Grundwerten leistet Medair Nothilfe und Wiederaufbau in einigen der entlegensten Regionen der Welt. Weitere Informationen über das Schweizer Hilfswerk: www.medair.org

 

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