Kirche und Militär – die Zusammenarbeit beenden!

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Kirche und Militär – die Zusammenarbeit beenden!

17.03.2017

Mennoniten fordern
Aus Anlass des Reformationsjubiläums haben Friedensbewegungen in Deutschland 34 Thesen zum Verhältnis der Kirche zur militärischen Gewalt verfasst. Sie könnten zu Diskussionen Anlass geben.

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Bundeswehrsoldaten

Martin Luther soll am 31. Oktober 1517 eigenhändig 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben. Diese Thesen inspirierten Christen und Christinnen aus dem Internationalen Versöhnungsbund und der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, selbst 34 Thesen zu verfassen, die nach ihrer Überzeugung auf Versäumnisse der Reformation hinweisen und das heutige Verständnis mancher Kirchen zum Militär hinterfragen. Sie wurden am 14.08. 2014 in Wittenberg an den Bauzaun der Schlosskirche geheftet. Die Zeitschrift «Perspektive» der Schweizer Mennoniten hat daraus acht Thesen ausgewählt, die wir hier dokumentieren.

  • Re-Formation heisst zurückformen, nämlich zur Quelle. Sich immer neu an Jesus Christus orientieren. Ecclesia semper reformanda! Die Kirche muss immer reformiert werden, auch heute.
  • Martin Luther hat viele Bereiche der Kirche und des Lebens reformiert. Dabei hat er das Thema «Militär und Gewalt» ausgeklammert. An der Zusammenarbeit der Kirche mit dem Militär hat sich durch die Reformation wenig geändert.
  • Die ChristInnen der ersten beiden Jahrhunderte – auch Bischöfe und die so genannten Kirchenväter – haben alles Militärische abgelehnt. Dies wird in der Theologie selten gelehrt.
  • Zum Reich Gottes gehört zentral die Gewaltlosigkeit. In der kirchlichen Lehre werden traditionell aber andere Aspekte (wie Einladung an Aussenseiter, die Vergebung der Sünden, die Nähe Gottes, die Heilungen …) betont.
  • Die grossen Kirchen (und auch einige täuferische Gemeindeglieder) fahren noch immer zweigleisig: Wenn man mit gewaltlosen Methoden keinen Erfolg hat, dann darf man als angeblich «letzte Möglichkeit» auch Gewalt anwenden. Reformation heisst: Die Kirchen sollen ganz auf gewaltlose Mittel setzen.
  • Die meisten internationalen Konflikte werden ohne Gewalt beigelegt. Es gibt zahlreiche Projekte der Völkerverständigung. Es gibt erfolgreiche Bemühung, bestimmte Waffenarten zu ächten.
  • Es gibt Organisationen, die wissen, wie man bei Konflikten gewaltlos eingreifen kann: Peace Brigades International, Nonviolent Peaceforces, Christian Peacemaker Teams, Bund Soziale Verteidigung, Ziviler Friedensdienst und andere. Die Kirche sollte diese Organisationen und Projekte stärker unterstützen.
  • Die Religionen – auch das Christentum – soll dem Frieden und der Gerechtigkeit dienen. Die Religionen sollen nicht länger dem Krieg dienen.

Es versteht sich von selbst, dass diese Thesen nur von Kirchen unterstützt werden können, die eine gewisse Distanz zum Staat und seinen Organen haben. Sie blenden auch bewusst aus, dass es Grenzfälle geben kann, wo durch militärische Gewalt grössere Gewalt vermieden werden kann. Denn diese Fälle sind recht selten. Der Normalfall ist eher, dass militärische Aktionen Kettenreaktionen auslösen, wie wir in Nahost drastisch erleben. Die Friedensbewegungen geben damit den Kirchen einen Anstoss, angesichts aktueller Vorgänge ihr Verhältnis zu Gewalt zu klären und radikale Positionen in dieser Frage nicht zu scheuen. Denn Jesus war in dieser Frage selbst radikal.

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