Menschen ein Zuhause geben

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Livenet, 25.04.2018

Menschen ein Zuhause geben

Ganzheitliches Christsein
Viele Christen streben heute danach, ihrem Glauben beim Wohnen und Arbeiten Gestalt zu verleihen. Judith und Peter Staub geben Menschen in Lebenskrisen ein Zuhause und Beschäftigung.

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Judith und Peter Staub

 

Judith und Peter Staub aus Zimmerwald haben ihr Haus für Menschen geöffnet. Frauen, Männern und Kindern in schwierigen Lebenssituationen eine familiäre Gemeinschaft bieten zu können, ist für sie ein praktischer Ausdruck ihres Glaubens.

Ein langgehegter Traum

Schon als Kind träumte Judith davon, Strassenkindern ein Zuhause zu schenken. Ihre damalige Vorstellung, irgendwo am Strassenrand ein verwahrlostes Kind anzutreffen, hat sie verloren. Der Wunsch, sich um Menschen in Not zu kümmern, blieb. Dieser Wunsch bewegte sie zu einer Ausbildung zur Kinderkrankenschwester und verschwand auch nicht, als sie den Landwirt Peter heiratete. Dieser teilte ihr Anliegen sogar und sagt: «Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich den Wunsch, für andere Menschen da zu sein.»

Gemeinsam für andere Menschen

Als Judith und Peter 1998 heirateten, war für sie klar: «Wir wollen nicht nur für uns, sondern auch für andere da sein.» Die beiden hatten keine spezielle Berufungserfahrung, nie hat Gott mit hörbarer Stimme zu ihnen gesprochen. Trotzdem war dem jungen Ehepaar klar: «Unsere Bestimmung ist, uns für bedürftige Menschen einzusetzen.»

In ihrer kleinen 3½-Zimmer-Wohnung nahm die damals wachsende Familie vereinzelt Personen in Krisensituationen auf. Die Zeiten waren jeweils auf wenige Wochen beschränkt. «Wir wünschten uns aber, mehr tun zu können», erinnern sich die beiden. «Aber der Raum war einfach zu knapp.»

Grossfamilie Staub und das Härzhuus

In ihren ersten Ehejahren unterstützten die beiden Peters Eltern im Bauernbetrieb. Als der Vater dann 2004 pensioniert wurde, stellte sich die Frage, wie es weitergehen würde. Das 300-jährige elterliche Haus stand unter Denkmalschutz. Judith und Peter nahmen die Herausforderung an und begannen, das Haus umzubauen – mit dem Ziel, Leuten ein Zuhause zu bieten. Es war eine hektische Zeit. «Noch während der Umbauphase haben wir mehrere Leute bei uns aufgenommen.» Ein älterer Mann, der eine Zeitlang bei Staubs wohnte, gab dem Haus seinen heutigen Namen: Härzhuus.

Landwirtschaftsbetrieb und soziales Engagement

Grossfamilie und Bauernbetrieb passen gut zusammen. Gerade in topografisch schwierigen Gegenden sind Landwirte wirtschaftlich sehr herausgefordert. Viele müssen einen Nebenerwerb suchen. Peter ist glücklich, als Bauer Menschen begleiten zu können. «So bin ich immer vor Ort und für unsere Leute ansprechbar.» Der Betrieb bietet auch zahlreiche Möglichkeiten für eine sinnvolle Beschäftigung.

Familienleben und Professionalität

Ein bekannter Sozialarbeiter hörte von Staubs Anliegen. Er fragte, ob er ihnen Menschen aus der psychiatrischen Klinik vermitteln dürfe. Das war der erste Kontakt mit einer öffentlichen Einrichtung. Andere sollten folgen.

Das Härzhuus ist bis heute keine Institution. Für ihre Arbeit mit Erwachsenen benötigen sie die gemeindliche Bewilligung. Zur Begleitung von Minderjährigen braucht es die Bewilligung der KESB. «Damit die Arbeit die nötige Seriosität hat, arbeiten wir mit professionellen Einrichtungen wie der Familienpflege UPD (Universitäre Psychiatrische Dienste), prima familia und anderen zusammen. Nach Möglichkeit besuchen wir auch deren Weiterbildungsangebote.»

Ein grosser aber lohnender Einsatz

Oft scheint der Einsatz vergeblich. Staubs erinnern sich beispielsweise an einen Neuntklässler, welcher ein Jahr bei ihnen verbrachte. «In dieser Zeit konnten wir an ihm aber keine Veränderungen erkennen. Es sah aus wie eine Niederlage!» Wie gross war dann die Freude, als der inzwischen junge Mann sieben Jahre später plötzlich auftauchte. Er sagte: «Danke viel Mal für diese Zeit. Sie hat mich verändert.» Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er damals einen Einblick in eine gesunde Familie bekommen. Der christliche Glaube und die darauf resultierende Nächstenliebe, Wertschätzung und Ehrlichkeit hatten ihm die Augen für eine ganz neue Lebensqualität geöffnet. Das hat Spuren hinterlassen.

Viele Leute fragen: «Ist es den Aufwand wert?» Tatsächlich kommen Judith und Peter zuweilen an die Grenzen ihrer Kräfte. Trotzdem bereuen sie die vielen Entbehrungen nicht. Im Leben eines Menschen einen Unterschied machen zu können, ist den Aufwand immer wert.

Mit Gott unterwegs

In all ihrem Bemühen rechnen Staubs mit Gottes Hilfe. Er gibt die Kraft, die sie brauchen. Sie lernten auch, Gott in all ihre Entscheidungen einzubeziehen. Judith erzählt: «Als Ehepaar haben wir uns angewöhnt, mögliche Schritte ernsthaft zu bewegen, miteinander zu diskutieren. In allem ist uns wichtig, Gottes Willen zu finden und dann auch daran festzuhalten.» Und: Dranbleiben lohnt sich!

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