»Gewalt war mein bester Freund«

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»Gewalt war mein bester Freund«

15.06.2016

Ein Krimineller findet Freiheit
John Lawson erlebt schon in früher Jugend Gewalt. Stehlen und Prügeleien stehen auf der Tagesordnung. Bald führt er ein Doppelleben: Tagsüber ist er der liebevolle Familienvater, nachts der harte Typ, der andere Kriminelle beklaut. Bis er von der Polizei geschnappt wird. Sein Lebensgerüst fällt in sich zusammen – doch im Gefängnis findet er echte Freiheit.

John Lawson

Als Kleinkind zieht John Lawson mit seinen Eltern und dem kleineren Bruder von Schottland nach Südafrika, wo sein Vater als Polizist tätig ist. Doch als die Grosseltern schwer krank werden und sein Vater eine Affäre hat und die Mutter urplötzlich verlässt, kommt der mittlerweile zehnjährige John mit Mutter und Bruder wieder in seine Heimat zurück. Die Grosseltern sterben, seine Mutter ist am Boden zerstört, und ihnen fehlt die Lebensgrundlage. So wird John zum Fremden im eigenen Land. Sie ziehen in eine der ärmsten Gegenden Glasgows – und John wird gleich am ersten Schultag in einen Kampf verwickelt. Gewalt und Kleinkriminalität steht unter den Jugendlichen an der Tagesordnung: «Wortwörtlich jeder, den ich kannte, klaute!» Und so beginnt auch John, sich einfach das zu nehmen, was er möchte, koste es, was es wolle – «Gewalt wurde mein bester Freund.»

Der Einzelgänger schafft es mit Ach und Krach durch die Schulzeit. «Ich hatte diese merkwürde Moral: Ich brach in Fabriken ein, aber ich sagte keine Schimpfwörter, weil man mir beigebracht hatte, dass man das nicht macht. Oder ich dachte, dass man keine alten Damen beklauen darf, aber in Fabriken oder Banken einzubrechen, war für mich in Ordnung. Das war meine Mentalität.»

Familie, Kriminalität und Notlügen

Trotz der schlechten Abschlussnoten findet John Arbeit in einer Sicherheitsfirma – und arbeitet sich schliesslich soweit hoch, bis er sogar Leibwächter der Rolling Stones ist. «Ich wollte immer mehr haben, ein grösseres Haus, ein schnelleres Auto, ein volleres Bankkonto.» Mittlerweile ist er verheiratet und hat zwei Kinder. Da eröffnet sich ihm die Möglichkeit, mit einigen Freunden eine neue Art von Job zu bekommen: als Geldeintreiber von Kriminellen. «In der kriminellen Szene gibt es immer irgendwen, der jemand anderem Geld schuldet.»

Doch schnell entdecken er und seine Gang dieses Terrain für sich und sie beginnen, selbst Kriminelle zu bestehlen. «Ich dachte, das ist gut so: Wir gehen hin, nehmen uns das Geld und die Leute können nicht einfach so zur Polizei gehen. Wir wollten niemanden töten, wir wollten sie einfach nur zu Tode erschrecken. […] Es war komisch: Abends brachte ich meine Kinder ins Bett, gab ihnen einen Gute-Nacht-Kuss, las eine Bettgeschichte vor, und dann ging ich raus und zog diese Riesenjobs durch.»

Er ist sich sicher, dass er der Gesellschaft damit einen Gefallen tut, denn schliesslich beklaut er ja böse Menschen. «Sie waren die Bösen, ich selbst trank nicht, rauchte nicht, nahm keine Drogen und schlug meine Frau nicht.» Und so ist John mit sich und seinem Lebensstil eigentlich recht zufrieden – seine Frau und Kinder haben keine Ahnung von seinem düsteren Job. «Nur die Lügen machten mir zu schaffen, aber ich hatte das Gefühl, dass es Notlügen sind. Wenn man lügt, um ein gutes Leben zu führen, ist das doch eigentlich nicht schlimm… so dachte ich.»

Alles zerbricht

Doch dann wird John Lawson von der Polizei geschnappt. Das Urteil: fünfeinhalb Jahre Gefängnis wegen Erpressung – und das nur, weil der Polizei Beweise für die weiteren 20 bis 25 Raubüberfälle fehlen. Einzig das riesige Haus, sein teures Auto und sein Motorrad verraten etwas von den unnatürlich hohen Einkünften. Doch dies alles wird verkauft, als John im Gefängnis landet, seine Bankkonten gepfändet. Seine Frau reicht die Scheidung ein. «Meine Familie musste in eine Sozialwohnung ziehen und ich merkte zum ersten Mal, dass meine dummen Taten nun doch einen erheblichen negativen Einfluss auf meine Familie hatten.»

Kaffee, Kuchen und Jesus

Im Gefängnis freundet sich John mit dem Nigerianer Tony an. «Das einzige, was mich an ihm störte, war, dass er Christ war. Er sprach ständig von Jesus.» Jeden Donnerstag findet in seinem Trakt eine Bibelstunde ein – und jeden Donnerstag lädt Tony ihn dazu ein. Vier Monate lang lehnt John ab, Christen sind für ihn Langweiler. Doch im Dezember 2005 willigt er mit einem Mal ein, denn Tony verrät ihm, dass es bei der Bibelstunde leckeren Kaffee und Kuchen gibt. Johns Plan ist, zum Treffen zu gehen und während des Gebets – wenn alle die Augen geschlossen haben – die eine oder andere Sache mitgehen zu lassen. Doch es kommt anders. Was er dort hört, spricht ihn an. Die zwölf anderen Kriminellen holen eine Gitarre raus und singen das Lied «Open the eyes of my heart, Lord» (Öffne die Augen meines Herzens, Herr). John muss mit einem Mal weinen und geht beschämt in seine Zelle zurück.

Ein neuer Geist

Am nächsten Morgen kommt Tony zu ihm und bringt ihm eine Bibel. John möchte diese nicht, doch Tony wirft sie einfach auf dessen Bett. Als John später die Bibel aufschlägt, fällt sein Blick auf einen Vers in Hesekiel 18, Verse 27 bis 28: «Und wenn ein Mensch, der immer Böses getan hat, sich davon abkehrt und das Rechte tut, dann rettet er dadurch sein Leben. Wenn er zur Besinnung kommt und umkehrt, wenn er mit allem Unrecht Schluss macht, dann soll er am Leben bleiben und nicht sterben.» «Ich wusste, dass ich dieser Mensch bin, der Gott verachtet…» Er liest weiter und kommt an die Stelle, in der es heisst: «Trennt euch von allen Verfehlungen! Schafft euch ein neues Herz und eine neue Gesinnung!» (Vers 31) «Ich wusste, dass ich ein neues Herz und eine neue Gesinnung brauchte, und ich konnte gar nicht erwarten, dass es wieder Donnerstag wird und ich in der Bibelstunde danach fragen kann, wie ich das bekomme.»

Freiheit in Haft

In der darauffolgenden Woche übergibt John Jesus sein Leben – «und ich bekam sofort einen neuen Geist und eine neue Gesinnung. Jesus Christus veränderte mich so sehr, dass ich mich ab dem Moment nie wieder gefangen fühlte, obwohl ich immer noch im Gefängnis war.» Zweieinhalt Jahre später kommt John aus der Haft frei. «Ich war obdachlos, aber ich fühlte mich wie der reichste Mann der Welt!» Bald wird in ihm der Wunsch stark, anderen Kriminellen von der Freiheit in Jesus zu berichten und er startet eine Organisation, mit der er auch heute noch in Gefängnisse aller Welt geht und den Gefangenen von Jesus Christus erzählt.

Vom Ex-Kriminellen zum Evangelisten

«Heute bin ich glücklich verheiratet, habe aber auch eine gute Beziehung zu meiner Ex-Frau und sehe meine Kinder ständig. Zudem reise ich durch die ganze Welt und besuche die heftigsten Gefängnisse, um den Leute dort die Botschaft zu bringen, die mein Leben verändert hat.» Und die Häftlinge reagieren sehr positiv darauf. «Ich glaube, sie sehen einfach, dass das echt ist. Ich komme nicht, um Geld zu machen. Ich verkaufe nichts. Ich bin einfach hier, weil ich verändert wurde – und wenn sie mehr dazu wissen wollt, können sie mich fragen! […] Ich habe Drogenabhängige getroffen, die keine Drogen mehr brauchen.  Und ich habe noch nie jemanden gesehen, der durch die Macht des Atheismus von Drogen oder Gewalt oder Kriminalität freigeworden ist. Das gibt es nicht!»

Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet http://www.livenet.ch/themen/people/erlebt/293885-gewalt_war_mein_bester_freund.html

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